Für die Menschen. Für Westfalen-Lippe.

Atlas der Libellen Nordrhein-Westfalens

Arbeitskreis Libellen NRW in Zusammenarbeit mit dem LWL-Museum für Naturkunde

Der Atlas zeigt Ihnen auf Basis von Topographischen Karten das Vorkommen heimischer Libellenarten. Probieren Sie es aus.

Gefleckte Heidelibelle

Sympetrum flaveolum

Erstnachweis:
Nachweise im Atlas:
Anhang II :
Anhang IV:
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Startjahr

Endjahr

 

Artfoto
Männchen von S. flaveolum in Obeliskenstellung (NSG Heiliges Meer, Kreis Steinfurt, 29.07.2008). Foto: Chen, Simon

Verbreitung und Bestandssituation

Sympetrum flaveolum ist ein eurasiatisches Faunenelement. Die Art ist in Mittel- und Osteuropa weit verbreitet, fehlt aber im äußersten Norden und Süden Europas (Dijkstra & Lewington 2006). Die Nordgrenze der Verbreitung verläuft durch Skandinavien, die Südgrenze durch Italien, Spanien und Griechenland. S. flaveolum ist in Deutschland in jedem Bundesland anzutreffen (Müller & Schorr 2001), in den Niederlanden und Belgien zählt sie zu den mäßig verbreiteten Libellenarten (NVL 2002, de Knijf et al. 2006). Auf Grund ihrer großen Mobilität wird sie als Wanderlibelle bezeichnet (Schmidt 1998b).

In Nordrhein-Westfalen ist S. flaveolum verbreitet und und die überwiegende Anzahl der Nachweise stammt aus dem Flachland. Bei einem Großteil der Funde handelt es sich um Sichtbeobachtungen von Imagines, die oftmals in weiter Entfernung von geeigneten Brutgewässern angetroffen wurden.

Sympetrum flaveolum war früher in Westfalen „nicht selten“ (Kolbe 1886) und wurde von Gries & Oonk (1975) als „überall, teilweise massenhaft“ beschrieben. Dobbrick (1934) beschrieb sie für das Sauerland noch als ziemlich häufig, mittlerweile sind die Bestände in Südwestfalen deutlich zurückgegangen und die Art kann nur noch „sehr selten“ angetroffen werden (Schlüpmann 2000b).

Für das Rheinland bezeichnete Le Roi (1915) die Art „an stehenden Gewässern und über Sumpfwiesen im Gebirge, mehr jedoch in der Ebene verbreitet und zahlreich“. Kikillus & Weitzel (1981) stellten bereits eine signifikante Häufigkeitsabnahme fest und führten das auf die Zerstörung der Lebensräume zurück.

Dieser schon vor mehreren Jahrzehnten beschriebene Rückgang gilt leider bis heute und speziell in den letzten Jahren gab es Jahre, in denen die Art landesweit nicht oder nur in Einzeltieren nachgewiesen werden konnte.

Der Verbreitungsschwerpunkt von S. flaveolum liegt im Tiefland von Nordrhein-Westfalen. Bei Beobachtungen in den Mittelgebirgen handelt es sich überwiegend um Gasttiere (Belz & Fuhrmann 2000; Schlüpmann 2000b). Die höchsten Bodenständigkeitsnachweise stammen von der „Grube am Gammelsberg“ im Kreis Euskirchen [5404/3] und dem „Feuerlöschteich im Steinbruch Benfe“ im NSG Rothaarkamm im Kreis Siegen-Wittgenstein [5015/3] auf jeweils 550 m ü.NN.

Lebensräume in Nordrhein-Westfalen

Sympetrum flaveolum besiedelt in Nordrhein-Westfalen überwiegend flache Stillgewässer, die eine temporäre Wasserführung und größtenteils eine niedrigwüchsige, rasige und nicht zu dichte Riedbestände aufweisen [z.B. Juncus spp. (Binsen), Carex spp. (Seggen), Eleocharis palustris (Gewöhnliche Sumpfbinse), Eriophorum angustifolium (Schmalblättriges Wollgras)]. Vorkommenschwerpunkte finden sich in Überschwemmungsbereichen naturnaher Flussauen, wie der Ems (z.B. Haverforths Wiesen [3711/4], der Lippe [NSG Lippeaue, 4208/4] oder dem Karthäuser Mühlenbach [4109/2] sowie den vom Naturschutz angelegten Kleingewässern wie den Feuchtwiesenblänken und Laubfroschtümpeln. 

Sofern geeignete Vegetationsstrukturen, ein schwankender Wasserstand und flache Uferbereiche vorhanden sind, kann sie auch an größeren Gewässern wie z.B. Bergsenkungsgewässern angetroffen werden. In den höheren Lagen Nordrhein-Westfalens kommt S. flaveolum auch an den flachen Uferbereichen zahlreicher Talsperren vor. Häufig ist sie hier an den Anstaubereichen am Einlauf der Bäche anzutreffen, die zum Teil durch großflächige, in der Übergangszone zur offenen Wasserfläche lückig bestandene Seggenrieder oder Rohrglanzgras-Röhrichte (Phalaridetum arundinaceae) geprägt sind. Zur Reproduktion werden hier vornehmlich die Hauptbecken der Talsperren genutzt, bei denen der Wasserstand während des Sommers sinkt und die im Laufe des Winters wieder aufgestaut werden.

Laut Schmidt (1998b) benötigt S. flaveolum wechselfeuchte Bruthabitate mit besonderen Ansprüchen an Vegetationsstruktur und Wasserführung. Da diese nur in manchen Jahren erfüllt sind, unterliegen die Vorkommen einer hohen Dynamik. Das Weibchen legt die Eier nicht über dem Wasser ab, sondern bevorzugt feuchte Überschwemmungsbereiche der Gewässer, die gut besonnt und mit niedriger Vegetation bedeckt sind. Die zum Teil kleinflächig feuchten Bodenbereiche, die zur Eiablage aufgesucht werden, dürften der Art im Hochsommer als Beleg für Grundwassernähe und somit als Indiz für eine Frühjahrsüberschwemmung dienen (Schmidt 1998b). S. flaveolum besiedelt in Nordrhein-Westfalen oftmals die gleichen Lebensräume wie Lestes barbarus (Südliche Binsenjungfer) und L. dryas (Glänzende Binsenjungfer).

Phänologie in Nordrhein-Westfalen

Die Flugzeit von Sympetrum flaveolum erstreckt sich in Nordrhein-Westfalen von Ende Mai bis in den Oktober, wobei der Schwerpunkt im August liegt. Bei spätem Hochwasser oder in höheren Lagen fliegt S. flaveolum nach Schmidt (1998b) teils erst Ende August oder Anfang September. Der früheste Nachweis der Art stammt vom 26.05.(2005), der späteste vom 25.10.(1971).

Die Art überwintert in Nordrhein-Westfalen mit großer Wahrscheinlichkeit als Ei, da die Eiablageplätze häufig erst im Frühjahr des nächsten Jahres überflutet werden. Die geschlüpften Larven benötigen laut Schmidt (1998b) flach überschwemmte Lebensräume im Frühjahr, in denen sich das Wasser dank der Sonnenexposition rasch und gut erwärmt.

Gefährdung und Schutz

Sympetrum flaveolum gilt in Deutschland als „stark gefährdet“ (Ott et al. 2015) und ist in Nordrhein-Westfalen eine Art der „Vorwarnliste“ (Conze & Grönhagen 2011).

Die von S. flaveolum besiedelten Gewässer sind durch Veränderungen des Wasserregimes (Absenkung des Grundwassers, Entwässerung von Feuchtgebieten u. a.) gefährdet, da typische Überschwemmungsflächen verschwinden und Tümpel mit niedriger Vegetation zu früh austrocknen. Hinzu kommt, dass die für die Art wichtigen niedrigen Vegetationsstrukturen weitgehend den anthropogenen Nährstoffeinträgen und Nutzungen zum Opfer fallen (vgl. Schmidt 1998b).

Als Schutz für S. flaveolum ist die Anlage von temporären Kleingewässern eine geeignete Maßnahme, wobei sich eine zu intensive Beweidung von Uferbereichen als negativ herausgestellt hat. Daneben ist die Renaturierung der Flussläufe wünschenswert, durch die geeignete Überschwemmungsbereiche entstehen.

Sympetrum flaveolum hat in Nordrhein-Westfalen durch den Erhalt und die Anlage von Blänken in Feuchtwiesengebieten sowie Laubfroschgewässern profitiert (Olthoff & Ikemeyer 2002; Schmidt 2005).

Zitiervorschlag

Menke N, Herhaus F (2024): Gefleckte Heidelibelle (Sympetrum flaveolum). In: AG Libellenkunde NRW — Online-Atlas der Libellen Nordrhein-Westfalens. Heruntergeladen von libellenatlas-nrw.lwl.org am 18.10.2024

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