Für die Menschen. Für Westfalen-Lippe.

Atlas der Libellen Nordrhein-Westfalens

Arbeitskreis Libellen NRW in Zusammenarbeit mit dem LWL-Museum für Naturkunde

Der Atlas zeigt Ihnen auf Basis von Topographischen Karten das Vorkommen heimischer Libellenarten. Probieren Sie es aus.

Schwarze Heidelibelle

Sympetrum danae

Erstnachweis:
Nachweise im Atlas:
Anhang II :
Anhang IV:
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Endjahr

 

Artfoto
Weibchen von S. danae (Venner Moor, Kreis Coesfeld, 28.07.2006). Foto: Olthoff, Matthias

Verbreitung und Bestandssituation

Sympetrum danae ist eine Art der gemäßigten und borealen Zonen des europäisch-asiatischen und nordamerikanischen Kontinents. Ihr europäisches Verbreitungsgebiet erstreckt sich von den Britischen Inseln über ganz Mittel- und Osteuropa (Dijkstra & Lewington 2006). Es reicht im Norden bis an die arktische Tundra Skandinaviens und Russlands, im Süden wird es durch die Gebirgszüge der Alpen und Pyrenäen begrenzt. In Frankreich ist die Art nur lückenhaft verbreitet. Deutschland und die angrenzenden Beneluxstaaten liegen innerhalb des nordwesteuropäischen Areals der Art.

In Nordrhein-Westfalen ist S. danae in allen Naturräumen verbreitet und zählt zu den häufigeren Arten. Verbreitungslücken bestehen in Teilen der Westfälischen Bucht, im Weserbergland und im Sauerland. So fehlt die Art beispielsweise in weiten Teilen des Kernmünsterlandes oder der Hellwegbörde, wo die vorherrschenden Lehm- und Klei- bzw. Lössböden das Vorhandensein geeigneter Fortpflanzungsgewässer weitestgehend ausschließen.

Sympetrum danae besiedelt in Nordrhein-Westfalen alle Höhenstufen. Die höchsten bodenständigen Vorkommen liegen bei 600 m ü.NN (Weißbruch am Rothaarkamm) [5015/3]. Trotz der insgesamt weiten Verbreitung von S. danae in Nordrhein-Westfalen gibt es offenbar bemerkenswerte regionale Unterschiede in ihrer Häufigkeitsverteilung. Das Verbreitungsmuster von S. danae innerhalb Nordrhein-Westfalens ist Folge der Präferenz für nährstoffarme Heide- und Moorgewässer und spiegelt damit auch die Verbreitung dieser bevorzugten Lebensräume innerhalb des Landes wider. So zeigt sie Verbreitungsschwerpunkte in den Sand- und Moorlandschaften der Westfälischen Bucht, des Westfälischen Tieflandes sowie der Senne und der Wahner Heide (z.B. Schmidt 1997; Schiek 1998; Olthoff & Ikemeyer 2003; Sonnenburg & Hannig 2005; Olthoff & Schmidt 2009; Hahn & Lakmann 1995). In den Moorgebieten des Westmünsterlandes ist sie die häufigste Großlibelle (Sonnenburg & Hannig 2005; Olthoff 2010), wo sie in hoher Stetigkeit an den altbäuerlichen, wassergefüllten Torfstichen anzutreffen ist.

Im südwestfälischen Bergland wird S. danae von Schlüpmann (2000b) und Bußmann (2000) als spärlich und selten bezeichnet. Belz & Fuhrmann (2000) hingegen führen die Art für den Kreis Siegen-Wittgenstein als verbreitet auf, die an moorigen Teichen stellenweise massenhaft auftreten kann.

In der älteren faunistischen Literatur bezeichnen Kolbe (1886) und Gries & Oonk (1975) S. danae für den westfälischen Raum als „verbreitet und meist zahlreich“ beziehungsweise „nicht selten“. Ihre Fundpunktangaben lassen auch damals auf einen Verbreitungsschwerpunkt in den Moor- und Heidegebieten des westlichen Münsterlandes schließen. Für das Sauerland bezeichnete Dobbrick (1934) die Art als spärlich.

Auch im Rheinland war S. danae nach den Angaben von Kikillus & Weitzel (1981) vor allem an moorigen Gewässern des nördlichen Rheinlandes zu finden. Im südlichen Rheinland trat sie dagegen aufgrund des Mangels geeigneter Lebensräume seltener auf. Diese Angaben zum Vorkommen und zur Verbreitung von S. danae in früheren Jahrzehnten decken sich weitgehend mit den aktuellen Ergebnissen der vorliegenden Kartierung, so dass nicht von großen Arealveränderungen der Art in Nordrhein-Westfalen auszugehen ist. Der Verlust großflächiger Heide- und Moorlebensräume in den letzten zwei Jahrhunderten hat aber sicherlich zu einer deutlichen Bestandsabnahme der Art geführt. 

Obwohl sich die meisten Meldungen von S. danae in Nordrhein-Westfalen auf Einzeltiere und Vorkommen von bis zu 30 Individuen beziehen, sind in geeigneten Moor- und Heidegebieten Vorkommen von vielen hundert bis tausenden Individuen möglich.

Lebensräume in Nordrhein-Westfalen

Die bevorzugten Fortpflanzungsgewässer von Sympetrum danae in Nordrhein-Westfalen sind nährstoffarme Moor- und Heidegewässer, z.B. Heideweiher, Moorkolke, altbäuerliche Torfstiche. Darüber hinaus trifft man die Art auch an anderen Stillgewässertypen wie Feuchtwiesenblänken oder Laubfroschgewässer regelmäßig an (z.B. Schmidt 2005), sofern geeignete Vegetationsstrukturen vorhanden sind. Fischereilich genutzte Gewässer werden von der Art weitgehend gemieden, Abgrabungsgewässer sowie Regenrückhaltebecken werden nur in Ausnahmefällen besiedelt (z.B. Willigalla et al. 2003). In den höheren Lagen des Siegerlandes ist die Art vor allem in anmoorigen Waldtälern und Hangmooren zu finden (Belz & Fuhrmann 2000).

S. danae besiedelt in Nordrhein-Westfalen neben mikroklimatisch begünstigten Moorgewässern überwiegend Gewässer mit niedrigwüchsigen Riedstrukturen (z.B. Juncus spp., Eleocharis spp.). Sie zeigt eine Präferenz für besonnte, sich schnell erwärmende Flachgewässer, die eine schnelle Entwicklung der Larven ermöglichen. Auch vegetationsarme, neu entstandene Gewässer können von der Art besiedelt werden (Hübner 1988, Belz & Fuhrmann 2000). Als Extremlebensräume sind aus dem Ruhrgebiet auch wassergefüllte Betonbecken bekannt, in denen sich die Art reproduziert (Goertzen 2007).

Phänologie in Nordrhein-Westfalen

Sympetrum danae ist eine spät fliegende Art, deren Flugzeit ihren Höhepunkt erst in der zweiten Augustdekade erreicht. Abgesehen von wenigen frühen Einzelbeobachtungen ab Ende Mai beginnt die Flugzeit in der Regel in der letzten Junidekade und reicht bis Ende September. Im Verlauf des Oktobers nimmt die Anzahl der Beobachtungen der Imagines weiter ab, im November gelangen nur noch Einzelbeobachtungen. Der früheste Nachweis stammt vom 20.05.(1990), der letzte vom 07.11.(1986).

Gefährdung und Schutz

Sympetrum danae gilt in Deutschland als „ungefährdet“ (Ott et al. 2015) und steht in Nordrhein-Westfalen auf der „Vorwarnliste“ (Conze & Grönhagen 2011).

In neuester Zeit gibt es für Nordrhein-Westfalen Hinweise auf einen Rückgang der Art. Eine Gefährdung ergibt sich auf Grund der deutlichen Präferenz für nährstoffarme Gewässertypen aus der weiter zunehmenden Eutrophierung der Landschaft. Maßnahmen zur Reduktion der Nährstoffeinträge kommen ihr daher wie zahlreichen weiteren an nährstoffarme Verhältnisse angepassten Arten zu Gute. Darüber hinaus sollten Bemühungen zur Erhaltung und zur Regeneration der verbliebenen Moor- und Heidelandschaften in Nordrhein-Westfalen fortgesetzt werden. Der Verlust von Fortpflanzungsgewässern - wie die fortschreitende Verlandung „altbäuerlicher Torfstiche“ - könnte durch die Neuanlage von Moorgewässern kompensiert werden. Bei diesen, wie auch bei Fortpflanzungsgewässern im extensivierten Grünland, sollte eine ausreichende Pufferzone zu angrenzenden intensiv genutzten Flächen eingerichtet werden.

Zitiervorschlag

Joest R (2024): Schwarze Heidelibelle (Sympetrum danae). In: AG Libellenkunde NRW — Online-Atlas der Libellen Nordrhein-Westfalens. Heruntergeladen von libellenatlas-nrw.lwl.org am 21.11.2024

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