Gemeine Binsenjungfer
Lestes sponsa
Erstnachweis:
Nachweise im Atlas:
Anhang II :
Anhang IV:
Kartenansicht
Startjahr
Endjahr
Verbreitung und Bestandssituation
Lestes sponsa zählt zu den eurasiatischen Faunenelementen und ist holarktisch verbreitet. Im Norden reicht das Areal bis zum Polarkreis. Nach Süden hin wird die Art seltener, in Italien und auf der Iberischen Halbinsel kommt sie lediglich im Norden vor (Dijkstra & Lewington 2006). Aus Nordafrika existieren nur wenige historische Fundmeldungen der Art (Jödicke 1997). In Westeuropa werden die Britischen Inseln besiedelt und nach Osten hin reicht das Verbreitungsgebiet über Sibirien und die Mongolei bis nach Japan. In den Niederlanden, in Belgien und in Deutschland ist L. sponsa weit verbreitet und als eine der häufigen Kleinlibellen anzusehen (Jödicke 1997, NVL 2002, de Knijf et al. 2006).
In Nordrhein-Westfalen ist L. sponsa weit verbreitet und besiedelt alle Naturräume. Sie zählt zu den häufigen Arten, wobei in den letzten 20 Jahren sowohl die Anzahl von Meldungen als auch die Bestandsdichten zurückgegangen sind. Die Ursachen dafür sind derzeit nicht bekannt. In der älteren Literatur wird die Art als überall häufig und weit verbreitet beschrieben, und es liegen eine Vielzahl an historischen Fundmeldungen aus dem Münsterland und dem Rheinland vor (Kolbe 1878a; Gries & Oonk 1975; Kikillus & Weitzel 1981). Zu diesen Meldungen liegen jedoch nur selten Häufigkeitsangaben vor. Bereits Jödicke et al. (1989) vermuteten eine Bestandsabnahme.
Die höchsten bodenständigen Vorkommen von L. sponsa liegen bei über 600 m ü.NN (NSG Vennhochfläche bei Mützenich [5403/1]), Beobachtungen ohne Hinweis auf erfolgreiche Reproduktion stammen von 800 m ü.NN (NSG Neuer Hagen [4717/1]).
Lebensräume in Nordrhein-Westfalen
Bei den von Lestes sponsa in Nordrhein-Westfalen besiedelten Gewässern überwiegen die Kleinweiher und Tümpel. Es liegen auch viele Nachweise von Moor- und Heidegewässern vor, welche mit hoher Stetigkeit besiedelt werden. Größere Populationen mit mehreren 100 Imagines werden an Gewässern mit Flächengrößen von dreihundert bis mehreren Tausend m² erreicht. Diese Gewässer weisen zumeist eine hohe Vegetationsdeckung und eine strukturreiche Ufervegetation auf. Das breite Spektrum von durch L. sponsa besiedelten Lebensräumen umfasst vollständig durch Viehtritt beeinflusste Gewässer, Folienteiche, Blänken, sommertrockene Tümpel und intensive Fischteiche. Wie bei Lestes dryas (Glänzende Binsenjungfer) können auch die Larven von L. sponsa ein sommerliches Austrocknen des Gewässers überdauern. Notwendige Habitatvoraussetzung für die Art sind vertikale Vegetationsstrukturen wie Carex spp. (Seggen) oder Eleocharis spp. (Sumpfbinsen), welche zur Eiablage genutzt werden. In der Westfälischen Bucht schwankt der pH-Wert der besiedelten Gewässer zwischen 4,2 und 9,9 (Willigalla 1997). Nach Arnold-Reich (1990) können pH-Werte zwischen 3,0 und 10,0 von der Art ertragen werden.
Phänologie in Nordrhein-Westfalen
In Nordrhein-Westfalen fliegt Lestes sponsa von Ende Mai bis Mitte Oktober. Der früheste Nachweis gelang am 18.05.(1999). Die Hauptschlupfzeit beginnt in der Regel im Juni, erreicht ihren Höhepunkt bereits in der zweiten Junidekade und klingt im August aus. Die späteste Beobachtung der Art stammt vom 22.10.(1989).
Zettelmeyer (1986b) ermittelte in einem Moorgebiet der Egge [NSG Schwarzes Bruch, 4319/4] für die Dauer der Reifungsphase einen Zeitraum von 16 Tagen, als maximal beobachtete Lebenserwartung gab er 49 Tage an. Nach Clausen (1987) beträgt die jährliche Flugzeitdauer von L. sponsa im Durchschnitt 89 Tage (55 bis 111 Tage). Diese Angaben wurden im aktuellen Betrachtungszeitraum in Nordrhein-Westfalen um 29 Tage übertroffen. Die Flugzeit betrug im Durchschnitt 118 Tage (105 bis 130 Tage).
Gefährdung und Schutz
Lestes sponsa gilt in Deutschland als „ungefährdet“ und wird in Nordrhein-Westfalen als Art der „Vorwarnliste“ geführt (Ott et al. 2015; Conze & Grönhagen 2011).
Da L. sponsa in Nordrhein-Westfalen bis in die 1990er Jahre weit verbreitet war, landesweit jedoch im Rahmen mehrerer Libellenkartierungen ein Bestandsrückgang festgestellt wurde, wird sie zukünftig auf der Vorwarnliste geführt. Der Bestandsrückgang ist eventuell konkurrenzbedingt durch die klimabedingte Zunahme der mit ihr oftmals zusammen vorkommenden Arten Lestes barbarus und L. virens (Südliche und Kleine Binsenjungfer) begründet.