Glänzende Binsenjungfer
Lestes dryas
Erstnachweis:
Nachweise im Atlas:
Anhang II :
Anhang IV:
Kartenansicht
Startjahr
Endjahr
Verbreitung und Bestandssituation
Lestes dryas zeigt eine holarktische Verbreitung und kommt mit wenigen Ausnahmen in ganz Europa weit verbreitet vor. In Mitteleuropa fehlt die Art lediglich in Teilen Nordfrankreichs und der Beneluxländer sowie in den Hochlagen der Alpen (Dijkstra & Lewington 2006). In Deutschland ist L. dryas weit verbreitet und fehlt in keinem Bundesland. Die Häufigkeit kann dabei jedoch regional sehr unterschiedlich sein.
In Nordrhein-Westfalen zählt L. dryas zu den mäßig häufigen Arten und ist im Flachland - vor allem in der westfälischen Bucht - weit verbreitet. Bei einem Großteil der Funde handelt es sich um Einzelbeobachtungen oder kleine, teils bodenständige Vorkommen, während größere Bestände mit über 100 Tieren nur vereinzelt bekannt sind. Aus dem Bergland von Nordrhein-Westfalen liegen nur spärliche Fundmeldungen vor, bei denen es sich ebenfalls meist um Einzelnachweise handelt (Belz & Fuhrmann 2000, Schlüpmann 2000b). Historische Funde aus Westfalen belegen, dass die Art hier vor 1975 recht verbreitet vorkam (Kolbe 1886; Gries & Oonk 1975). Im Rheinland war sie auch früher schon selten und trat an nur wenigen Fundorten - zumeist nur in geringer Abundanz - auf (Kikillus & Weitzel 1981; Jödicke et al. 1989).
Die vielen Einzelnachweise von L. dryas an bisher unbesiedelten Gewässern in Nordrhein-Westfalen lassen eine hohe Wanderfreudigkeit der Art vermuten. Die Tendenz zur Ausbreitung der Art belegen Nachweise von verschiedenen Nordseeinseln, wobei sich dort keine Brutgewässer befinden (Rudolph 1984a; Mlody 1986).
Die höchsten bodenständigen Vorkommen sind auf einer Höhe von 400 m ü.NN (NSG Kallmuther Berg [5405/2]), einzelne Individuen sind bis 610 m ü.NN (Artenschutzteich Ilsequelle bei Heiligenborn [5115/2]) nachgewiesen.
Lebensräume in Nordrhein-Westfalen
Lestes dryas besiedelt in Nordrhein-Westfalen bevorzugt kleinere Gewässer mit senkrechten, meist niedrigwüchsigen (bis zu 60 cm hohen) Vegetationsstrukturen im Uferbereich wie beispielsweise Juncus effusus (Flatter-Binse) oder Eleocharis palustris (Gewöhnliche Sumpfbinse), die oftmals durch starke Wasserstandsschwankungen geprägt sind. Die Art ist unter anderem an Heideweihern, Blänken oder Wiesentümpeln anzutreffen und kann ein sommerliches Austrocknen der Gewässer überdauern (Rudolph 1979b; Gerken & Zettelmeyer 1986; Donath 1987; Ohliger 1990). In Nordrhein-Westfalen sind größere Vorkommen mit über 100 Tieren lediglich aus dem westfälischen Teil dokumentiert, so aus dem Abgrabungsgewässer Laupohl, Bosseborn [4221/2] oder der Lippe- und Emsaue (z.B. Salm 2007).
In besiedelten Gewässern konnten in Nordrhein-Westfalen pH-Werte zwischen 5,7 und 8,2 festgestellt werden (Willigalla 1997). Als Eiablagepflanzen wurden Typha latifolia (Breitblättriger Rohrkolben), Juncus conglomeratus (Knäuel-Binse), Juncus acutiflorus (Spitzblütige Binse), Eleocharis palustris (Gewöhnliche Sumpfbinse) und verschiedene Potamogeton-Arten (Laichkräuter) nachgewiesen (ebd.).
Phänologie in Nordrhein-Westfalen
Lestes dyras fliegt in Nordrhein-Westfalen von Mitte Mai bis Ende September, wobei die Hauptflugzeit von Juni bis August reicht. Der früheste Fund der Art in Nordrhein-Westfalen stammt vom 18.05.(2005), während der späteste am 23.09.(1987) gelang. Die Reifungsphase dauert zwischen acht und 31 Tagen (Lösing 1988; Willigalla 1997). Während dieser Zeit können die Tiere in einem Umkreis von bis zu 500 m um die besiedelten Gewässer nachgewiesen werden und sind bevorzugt an blütenreichen Grünland-, Saum- und Brachestrukturen zu finden (Willigalla 1997).
Die Art fliegt am Tag am Gewässer zwischen 10:00 Uhr und 20:00 Uhr mit einer Hauptaktivitätsphase zwischen 12:00 Uhr und 13:30 Uhr (Willigalla 1999).
Gefährdung und Schutz
Lestes dryas wird in Deutschland als „gefährdet“ (Ott et al. 2015) und in Nordrhein-Westfalen als „stark gefährdet“ eingestuft (Conze & Grönhagen 2011).
Durch die Anlage von flachgründigen Gewässern ist L. dryas leicht zu fördern und zu erhalten (Hohmann 2001, Olthoff & Ikemeyer 2002, Willigalla 2002). Die Art profitiert daher von verschiedenen Naturschutzprogrammen, wie die Anlage von Blänken in Feuchtwiesenschutzgebieten oder Gewässern im Rahmen des Laubfroschschutzes (Woike 1989, Olthoff & Ikemeyer 2002, Schmidt 2005). Für einen Großteil der besiedelten Habitate in Nordrhein-Westfalen besteht die Gefahr der Verbuschung und Verlandung, weswegen Beweidung, Mahd oder gezielte Entbuschungsmaßnahmen für den Erhalt der Vorkommen durchgeführt werden müssen.