Große Pechlibelle
Ischnura elegans
Erstnachweis:
Nachweise im Atlas:
Anhang II :
Anhang IV:
Kartenansicht
Startjahr
Endjahr
Verbreitung und Bestandssituation
Ischnura elegans ist ein eurasiatisches Faunenelement, welches in großen Teilen Europas mit Ausnahme Mittel- und Nord-Skandinaviens, Teilen der Iberischen Halbinsel und der großen Mittelmeerinseln weit verbreitet ist (Dijkstra & Lewington 2006). Das Areal reicht über Russland, Klein- und Zentralasien ostwärts bis China (Askew 2004). I. elegans gehört deutschlandweit zu den häufigsten und am weitesten verbreiteten Libellenarten überhaupt (Schorr 1990).
Auch in Nordrhein-Westfalen ist I. elegans weit verbreitet und als sehr häufig zu bezeichnen. Die Verbreitungskarte dieser Art ist daher geeignet, Erfassungslücken für die Libellen insgesamt aufzuzeigen. Einige der auf der Karte zu erkennenden Lücken sind jedoch auf das tatsächliche Fehlen der Art zurückzuführen. Im Flach- und Hügelland ist die Art in den Börden und kleineren agrarwirtschaftlich intensiv genutzten Regionen sowie den Karstgebieten selten. Gewässer können hier in weiten Teilen nahezu vollständig fehlen. In den Mittelgebirgen tritt die Art in stark forstwirtschaftlich dominierten Bereichen zurück. An Gewässern gibt es hier fast nur beschattete Quellen und Bäche. Im Süderbergland ist I. elegans nach Schlüpmann (2000b) lediglich die vierthäufigste Art. Sehr große Populationen finden sich vor allem in den altwasserdurchzogenen Auenbereichen von Rhein, Ruhr und Lippe sowie an den Bergsenkungsweihern im Ruhrgebiet. Die historische Verbreitung der Art in Nordrhein-Westfalen entspricht weitgehend der aktuellen Verbreitung (Gries & Oonk 1975; Kikillus & Weitzel 1989). Die höchstgelegenen Fundpunkte – auch mit Nachweis der Bodenständigkeit – erreichen 600 m ü.NN.
Lebensräume in Nordrhein-Westfalen
Ischnura elegans bewohnt stehende und langsam fließende Gewässer aller Art und Größe. Imagines halten sich in Nordrhein-Westfalen auch an Ufern schneller fließender Bäche auf, Reproduktionsnachweise konnten dort aber nicht erbracht werden. In der Flussufer-Vegetation findet sich die Art nur vereinzelt, wie bereits Ant (1967) für die Lippe feststellte. Entlang der Flussufer besiedelt I. elegans vorzugsweise Röhrichte aus Phalaris arundinacea (Rohrglanzgras). Lediglich bei unmittelbar an Altwässer angrenzenden Flussabschnitten wechselt sie von dort vermehrt an das Flussufer über. Die Art tritt ebenfalls an kleinen umströmten Vegetationsinseln in Flüssen auf, wo sie sich z. B. in Beständen von Agrostis stolonifera (Weißes Straußgras), Glyceria fluitans (Flutender Schwaden) und Sparganium emersum (Einfacher Igelkolben) findet. Dagegen fehlt sie in stark sauren, oligotrophen Hochmoorgewässern weitgehend und meidet auch quell- und bachwasserbeeinflusste Gewässertypen (Schlüpmann 1989).
In stark verschmutzten Gewässern, wie z. B. Güllelagern und Klärbecken, sowie in intensiv bewirtschafteten Fischteichen ist I. elegans oft die einzige bodenständige Art. Larvennachweise aus Klärbecken liegen mehrfach aus dem Ruhrgebiet vor. Selbst in stärker salzbelasteten Gewässern am Fuß von Bergehalden im Ruhrgebiet ist die Entwicklung möglich, ebenso im Brackwasser in der Nähe von natürlichen Salzquellen, beispielsweise im NSG Sültsoid bei Salzkotten [4317/2]. Weiterhin kann die Art sich auch in stark naturfernen Wasserbehältern, wie zum Beispiel in einem wassergefüllten Speisfass und in einem Blumenkasten aus Kunststoff ohne jeglichen Bewuchs, erfolgreich reproduzieren.
Phänologie in Nordrhein-Westfalen
Die Flugperiode von Ischnura elegans beginnt Ende April und endet Anfang Oktober. Die Hauptflugzeit erstreckt sich dabei von Mai bis Ende August mit zwei Maxima Ende Mai und Ende Juli. Der früheste Nachweis der Art stammt vom 31.03.(2010), der späteste vom 24.10.(2004).
Es ist davon auszugehen, dass die Art in Nordrhein-Westfalen zumindest gebiets- bzw. jahrweise bivoltin ist. So kann in vielen Jahren ab Mitte Juli ein sprunghaftes Ansteigen der Exuvienzahlen sowie von Schlupfbeobachtungen festgestellt werden, das sich bis weit in den August hinein erstrecken kann. Zumindest in den wärmebegünstigten Regionen Nordrhein-Westfalens ist von zwei Generationen im Jahr auszugehen. In der Schlupfkurve drückt sich das nur schwach aus, da hier das Zusammenfassen vieler Jahre nivellierend wirkt, trotzdem ist das Abfallen der Schlupfkurve ab Ende Juni und das Wiederansteigen ab Mitte Juli gut zu erkennen, auch lässt die Schlupfaktivität erst ab Mitte August nach.
Gefährdung und Schutz
Ischnura elegans gilt in Deutschland und in Nordrhein-Westfalen sowie in den angrenzenden Ländern als „ungefährdet“ (Ott et al. 2015; Conze & Grönhagen 2011). Spezielle Schutzmaßnahmen für die Art sind daher nicht erforderlich. Wie alle häufigen Libellenarten profitiert I. elegans generell von der Neuanlage von Gewässern.