Gemeine Becherjungfer
Enallagma cyathigerum
Erstnachweis:
Nachweise im Atlas:
Anhang II :
Anhang IV:
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Startjahr
Endjahr
Verbreitung und Bestandssituation
Enallagma cyathigerum ist eine eurasiatische Art, deren Areal sich in Europa vom Mittelmeer nordwärts bis zum Polarkreis erstreckt und ostwärts bis in die Mongolei reicht. Die Art ist in Europa und damit auch in Deutschland und den angrenzenden Ländern nahezu flächendeckend verbreitet und häufig (Dijkstra & Lewington 2006). E. cyathigerum gehört zu den ubiquitären Arten (Sternberg & Buchwald 1999).
Auch in Nordrhein Westfalen weist E. cyathigerum eine nahezu lückenlose Verbreitung auf und gehört zu den sehr häufigen Arten. Eine Bevorzugung bestimmter Regionen oder Landesteile ist nicht erkennbar. Die bestehenden Verbreitungslücken, wie zum Beispiel in Teilen des Sauerlandes und des ostwestfälischen Berglandes, beruhen mit großer Wahrscheinlichkeit auf einer geringen Erfassungsdichte. Tatsächliche Verbreitungslücken dürften lediglich in sehr gewässerarmen Landschaften bestehen. Die Art besiedelt in Nordrhein-Westfalen Höhen zwischen 30 und 570 m ü.NN. Die beiden mit je 570 m ü.NN höchsten gemeldeten bodenständigen Vorkommen liegen in der Eifel am Dinkelberg [5505/4] und im Wollerscheider Venn bei Lammersdorf [5303/4]. Älteren Angaben zufolge war E. cyathigerum schon in früheren Jahrzehnten weit verbreitet und häufig (Becker 1961, Gries & Oonk 1975, Kikillus & Weitzel 1981). Diese Einschätzung wird durch weitere Erfassungen in verschiedenen Landesteilen, beispielsweise von Lenz (1992) für den Kreis Gütersloh, von Möller (1996) für den Kreis Herford, von Hauswirth et al. (2002) für den Kreis Soest und von Belz & Fuhrmann (2000) für den Kreis Siegen-Wittgenstein, bestätigt. Allerdings erreicht E. cyathigerum möglicherweise auf Grund ihrer Präferenz für größere, offene Wasserflächen offenbar nicht überall die Häufigkeit der beiden in Nordrhein-Westfalen häufigsten Kleinlibellarten Ischnura elegans (Große Pechlibelle) und Coenagrion puella (Hufeisen-Azurjungfer) (Möller 1996, Artmeyer et al. 2000).
Lebensräume in Nordrhein-Westfalen
Enallagma cyathigerum besiedelt bevorzugt größere Stillgewässer mit offener Wasserfläche (Sternberg & Buchwald 1999), kommt aber in Nordrhein-Westfalen an allen Arten von Stillgewässern und deutlich seltener auch an langsam fließenden Gewässern vor. Von den gemeldeten Fundpunkten mit bodenständigen Vorkommen, für die Angaben zum Lebensraum vorlagen, waren die häufigsten Gewässertypen Teiche, Kleinweiher, Abgrabungsgewässer, Weiher, Tümpel und Heide- und Moorgewässer. Obwohl auch kleinere, wenige Quadratmeter große Gewässer besiedelt werden können, handelt es sich in den meisten Fällen um größere Gewässer. Die besiedelten Fortpflanzungshabitate weisen in der Regel submerse Vegetation und mit Gehölzen, Röhrichten oder Hochstauden bestandene Ufer auf. Häufig sind auch kleinwüchsige Uferfluren und Schwimmblattvegetation vorhanden.
Phänologie in Nordrhein-Westfalen
Enallagma cyathigerum gehört zu den so genannten Sommerarten, deren Schlupf sich recht gleichmäßig über eine relativ lange Periode verteilt. Die ersten Exuvien von E. cyathigerum wurden in Nordrhein-Westfalen bereits im April gefunden. Die Hauptschlupfzeit erstreckt sich etwa ab Mitte Mai bis Ende Juli. Anschließend nimmt die Zahl der Exuvienfunde bis zur ersten Septemberdekade langsam ab. Ein einzelner Exuvienfund Anfang Oktober dürfte auf einer älteren („hängengebliebenen“) Exuvie beruhen oder ist als Ausnahmeerscheinung zu werten. Entsprechend der langen Schlupfperiode sind Imagines von Ende April bis Ende September, in wenigen Fällen sogar bis Ende Oktober zu finden. Der früheste Nachweis der Art stammt vom 19.04. (2007), der späteste vom 24.10. (2002).
Gefährdung und Schutz
Enallagma cyathigerum gilt in Deutschland und in Nordrhein-Westfalen als „ungefährdet“ (Ott et al. 2015; Conze & Grönhagen 2011) und gehört zu den häufigsten Libellenarten. Eine potentielle Gefährdung ergibt sich, wie für alle Libellenarten, aus der Zerstörung der Lebensräume und aus der stofflichen Belastung der Gewässer. Auf Grund der umfangreichen Bemühungen um den Schutz und die Neuschaffung von Kleingewässern und der Vielzahl der besiedelten Gewässertypen sowie der allgemeinen Verbesserung der Wasserqualität liegt eine Bestandsgefährdung für E. cyathigerum durch diese Faktoren nicht vor. Vielmehr dürfte die Art von der Wiederherstellung und Neuanlage von Teichen und Artenschutzgewässern im Rahmen von Naturschutzmaßnahmen sowie von der Entstehung von Abgrabungsgewässern profitiert haben. Neben den allgemeinen Bemühungen um den Lebensraumschutz für Feuchtgebiete und der Gewässerreinhaltung sind daher zurzeit keine spezifischen Schutzmaßnahmen für die Art erforderlich.