Große Königslibelle
Blue emperor
Anax imperator
Erstnachweis:
Nachweise im Atlas:
Anhang II :
Anhang IV:
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Startjahr
Endjahr
Verbreitung und Bestandssituation
Anax imperator ist eine holomediterrane Art, deren Verbreitungsgebiet sich von Westeuropa ostwärts bis Moskau, südlich bis in den äußersten Zipfel Südafrikas und südöstlich bis nach Pakistan hinein ausdehnt. In Nordeuropa hat die Art in den 1990er Jahren den äußersten Süden von Dänemark und Schweden erreicht und geht hier weiter nach Norden voran. Die Art zeigt auch auf den Britischen Inseln eine nördliche Arealerweiterung und konnte 2002 erstmals bodenständig in Irland nachgewiesen werden (Nelson & Thompson 2004; Corbet & Brooks 2008). Aktuell ist A. imperator in Belgien die häufigste Großlibelle und gehört neben Gomphus pulchellus (Westliche Keiljungfer) und Chalcolestes viridis (Gemeine Weidenjungfer) zu den Arten, die sich im 20. Jahrhundert weiträumig ausgebreitet haben (De Knijf 2003). A. imperator ist auch in den Niederlanden weitverbreitet und häufig, fehlt nur im Norden und ist im Nordwesten selten anzutreffen (NVL 2002). Anfang des 20. Jahrhunderts kam die Art ausschließlich im Süden der Niederlande vor und bis zur Hälfte des 20. Jahrhunderts waren nur ein Dutzend Vorkommen bekannt. In den 1990er Jahren hat sie in den Niederlanden stark zugenommen (NVL 2002). In Deutschland ist A. imperator flächendeckend verbreitet und gehört im Tiefland zu den häufigsten Arten. Mit zunehmender Höhenlage tritt die Art seltener auf (vgl. Eislöffel 1989).
Anfang des 20. Jahrhunderts fand Le Roi (1915a) die Art im westlichen Nordrhein-Westfalen nur recht sporadisch in der Tiefebene und im Hügelland. In den 1970er Jahren war A. imperator in den gleichen Landesteilen weitverbreitet (Kikillus & Weitzel 1981). Das südwestliche Niederrheinische Tiefland beispielsweise besiedelte A. imperator in den 1980er Jahren flächendeckend (Jödicke et al. 1989).
Für Westfalen deuten die historischen Angaben auf eine weitere Verbreitung hin. So nannte Kolbe (1877) die Art für Münster als „nirgends selten“ und für Westfalen als „überall“ vorkommend (Kolbe 1886). Auch Gries & Oonk (1975) belegen für Westfalen eine weite Verbreitung.
Heute ist A. imperator in Nordrhein-Westfalen in allen Großlandschaften weitverbreitet. In der Fundortzahl wird A. imperator nur noch von Ischnura elegans (Große Pechlibelle), Pyrrhosoma nymphula (Frühe Adonislibelle), Coenagrion puella (Hufeisen-Azurjungfer) und Aeshna cyanea (Blaugrüne Mosaikjungfer) übertroffen. Die nicht besetzten Raster der Verbreitungskarte, vor allem im Weserbergland, im südlichen Bergischen Land und in Teilen der Niederrheinischen Bucht, sind vermutlich weitgehend auf Erfassungslücken zurückzuführen. Die Art hat sich im südwestfälischen Bergland in den letzten Jahrzehnten ausgebreitet und kommt an geeigneten Gewässern in über 600 m ü. NN bodenständig vor (Belz & Fuhrmann 2000; Schlüpmann 2000b). Sie kommt im Bergland deutlich seltener als im Flachland vor, was neben klimatischen Faktoren laut Schlüpmann (2000b) auch auf fehlende geeignete Gewässer in dieser Landschaft zurückzuführen ist.
Lebensräume in Nordrhein-Westfalen
Anax imperator besiedelt in Nordrhein-Westfalen ein breites Spektrum stehender und langsam fließender Gewässer jeglicher Größe. In der Regel sind die Gewässer gut besonnt und haben eine ausgeprägte Tauch- und Schwimmblattvegetation, in welche die Eiablage erfolgt.
Die Art kann sich sogar in kleinsten Gartenteichen erfolgreich fortpflanzen. So konnten in einem frisch angelegten, keine zwei Quadratmeter großen Gartenteich mindestens 20 schlüpfende Larven beobachtet werden, patrouillierende Tiere konnten hingegen nicht beobachtet werden. Dies zeigt den opportunistischen Charakter dieser Art, die schnell neu geschaffene Gewässer annimmt, in denen es zur Massenentwicklung kommen kann, die dann den Ausgangspunkt für eine Ausbreitung bildet. Mit aufkommender Sukzession nimmt dann die Anzahl der sich entwickelnden Individuen meist ab. Der Hinweis von Sternberg & Buchwald (2000), dass sich A. imperator und Cordulia aenea (Falkenlibelle) ausschließen, trifft für Nordrhein-Westfalen nicht zu, da sich in zahlreichen Gewässern beide Arten syntop entwickeln.
Phänologie in Nordrhein-Westfalen
Die Schlupfperiode von Anax imperator reicht von der ersten Mai-Dekade bis Mitte September. Der Schlupfverlauf kann dabei in einzelnen Gewässern je nach Temperaturverhältnissen stark variieren. In kühleren Gewässern erfolgt bei einer überwiegend zweijährigen Entwicklung ein Schlupf innerhalb weniger Tage, während wärmebegünstigte Gewässer mit einer ein- bis zweijährigen Entwicklung eine lange Schlupfperiode mit mehreren Schlupfmaxima aufweisen können (vgl. Sternberg & Buchwald 2000). Im langen und heißen Sommer 2003 konnten Ende September im Kreis Viersen und im Kreis Mettmann einige frische Exuvien gefunden werden.
Die Flugzeit von A. imperator ist in den letzten fünfzehn Jahren insgesamt länger geworden, sie beginnt früher und endet später. So konnte der Schlupf in Nordrhein-Westfalen (z. B. im Kreis Viersen) bereits am 01.05.(2007) beobachtet werden, während dies in den 1980er Jahren frühestens am 23. Mai der Fall war (Thomas 2002). Gleichzeitig gelingt nun der Nachweis der letzten Imagines regelmäßig noch bis spät in den Oktober hinein [späteste Beobachtung: 20.10.(2002)], während dies in den 1980er Jahren nur bis spätestens 8. September der Fall war. Auch die Hauptflugzeit ist länger geworden, sie beginnt etwa am 20. Mai und erstreckt sich bis Anfang September.
Gefährdung und Schutz
Anax imperator gilt in Deutschland und in Nordrhein-Westfalen als „ungefährdet“ (Ott et al. 2015; Conze & Grönhagen 2011) und gehört zu den häufigsten Libellenarten.