Braune Mosaikjungfer
Aeshna grandis
Erstnachweis:
Nachweise im Atlas:
Anhang II :
Anhang IV:
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Startjahr
Endjahr
Verbreitung und Bestandssituation
Aeshna grandis ist eine eurasiatische Art mit westpaläarktischer Verbreitung. In Europa hat die Art ihre westliche Verbreitungsgrenze in Zentralfrankreich, nur wenige hundert Kilometer von den westlichsten Vorkommen in Nordrhein-Westfalen entfernt. Die südlichsten europäischen Vorkommen befinden sich in Norditalien und in den Pyrenäen (Dijkstra & Lewington 2006). A. grandis kommt in ganz Deutschland vor und fehlt in keinem Bundesland (Müller & Schorr 2001). Die Art weist aber große regionale Verbreitungsunterschiede auf. Aeshna grandis ist in der Norddeutschen Tiefebene - und hier vor allem in den östlichen Bundesländern - häufig, während sie in den Mittelgebirgen seltener ist und hier in einigen Gebieten fehlt.
In Nordrhein-Westfalen gehört A. grandis zu den mäßig häufigen Arten, deren Nachweise sich auf wenige Landesteile konzentrieren. Die Hauptvorkommen liegen in den Flussniederungen, z. B. der Ems, der Ruhr, der Schwalm und des Niederrheins, wo noch zahlreiche Altwässer und Abgrabungsseen existieren. Ein Teil dieser Verbreitungsschwerpunkte setzten sich in den nördlich angrenzenden Niederungslandschaften Niedersachsens und der Niederlande fort.
Weitere Verbreitungszentren liegen im Rheinischen Braunkohlenrevier Ville westlich von Köln [5106/4], im zentralen Teil der Westfälischen Bucht sowie im Westfälischen Tiefland. Diese geographische Verteilung bedingt auch die Höhenverteilung der aktuellen und der historischen Nachweise, die zu 95 % unter 200 m ü.NN liegen. In den höheren Lagen fehlt die Art weitestgehend, da hier mit wenigen Ausnahmen, wie dem Buchholzweiher bei Mechernich [5405/2] (Schmidt 1990a), geeignete Gewässer mit passenden Habitatstrukturen für die Art fehlen.
Aeshna grandis war früher sowohl in Westfalen als auch im Rheinland an geeigneten Gewässern „überall“ und „recht häufig“ verbreitet (Kolbe 1886; le Roi 1915a). In Westfalen wurde die Art nach Gries & Oonk (1975) nach 1940 nicht mehr oft nachgewiesen. Fürs Rheinland nennen Kikillus & Weitzel (1981) sie noch als „weit verbreitet“ und auch in den höheren Lagen der Mittelgebirge vorkommend. Laut den Autoren wurde sie nur in geringer Individuendichte angetroffen, eine deutliche Häufigkeitsänderung in den letzten Jahrzehnten konnte aber nicht festgestellt werden. Der höchstgelegene Fundort – ohne Bodenständigkeitsnachweis – ist der Buchholzweiher bei Mechernich im Kreis Euskirchen mit ca. 400 m ü.NN.
Bei den zahlreichen aktuellen Fundmeldungen der Art aus Nordrhein-Westfalen handelt es sich mit wenigen Ausnahmen lediglich um einzelne Tiere oder kleinere Populationen. An geeigneten Gewässern am Niederrhein wie Alt- und Abgrabungsgewässern (Jödicke & Santens 1992; Jödicke 1995; Ochse 2012) oder den Rekultivierungsseen der Ville (Mager 1982; Schmidt 1989a; Müller 1991; Menke & Olthoff 2008) existieren größere und seit Jahrzehnten beständige Populationen.
Lebensräume in Nordrhein-Westfalen
Aeshna grandis besiedelt in Nordrhein-Westfalen überwiegend größere, bewaldete Gewässer mit einer reichen submersen Vegetation und verschilften Uferbereichen, die gut entwickelte Verlandungszonen und oftmals Schwimmblattzonen aufweisen. Bei geeigneten Habitatstrukturen kann die Art auch an stillen oder langsam fließenden Bereichen von Fließgewässern angetroffen werden. An diesen Gewässern können größere bodenständige Populationen vorkommen, wobei die Männchen in der Regel in ca. drei bis fünf Metern Höhe vor den Gehölzen patrouillieren und die Weibchen ihre Eier in abgestorbene Pflanzenteile oder Totholz legen. Die Art ist in der Nähe ihrer Reproduktionsgewässer oftmals auf besonnten Waldwegen anzutreffen, die sie als Jagd- und Reifehabitat nutzt. Aeshna grandis ist nach Peters (1987) eine Waldlibelle, die an vollständig baumfreien Gewässern fehlt und windoffene Lagen meidet.
Phänologie in Nordrhein-Westfalen
Die Hauptflugzeit von Aeshna grandis beginnt in Nordrhein-Westfalen Ende Juni und endet im Oktober. Die maximale Anzahl an Beobachtungen liegt aus der zweiten Augustdekade vor. Die früheste Beobachtung stammt vom 30.05.(1993), die späteste vom 20.10.(1985). Die wenigen Exuvienfunde stammen aus der Zeit von Ende Juni bis Ende August.
Gefährdung und Schutz
Aeshna grandis ist in Deutschland eine Art der „Vorwarnliste“ (Ott et al. 2015) und gilt in Nordrhein-Westfalen als „gefährdet“ (Conze & Grönhagen 2011).
Der Schutz von A. grandis sollte sich auf Altwässer und vegetationsreiche Abgrabungsgewässer mit reicher Verlandungsvegetation konzentrieren. Die Art ist durch Eutrophierung und die damit einhergehende fortschreitende Verlandung ihrer Reproduktionsgewässer bedroht. Flussbegradigung, fehlende Überflutungsdynamik und Nährstoffeinträge können zur Verschlechterung der Fortpflanzungsgewässer führen. Als Schutzmaßnahme ist die Erhaltung ungestörter bewaldeter Gewässerrandzonen mit Röhrichten, Schwimmblattzonen und offenen Wasserflächen zu nennen. Derartige Bereiche sollten auch an sonst intensiv genutzten Bade-, Angel- und Freizeitgewässern geschützt werden. Bei der Rekultivierung von Abgrabungsgewässern kann die Art durch die Anlage von Flachwasserbereichen, in denen sich Schwimmblatt- und Verlandungsgesellschaften entwickeln können, gefördert werden.