Blaugrüne Mosaikjungfer
Aeshna cyanea
Erstnachweis:
Nachweise im Atlas:
Anhang II :
Anhang IV:
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Startjahr
Endjahr
Verbreitung und Bestandssituation
Aeshna cyanea ist eine pontokaspische Art, die in ganz Europa weit verbreitet ist. Ihr Areal reicht im Norden bis nach Südskandinavien und im Süden bis Nordafrika. Nach Osten hin ist A. cyanea bis zum Ural verbreitet (Dijkstra & Lewington 2006). In ganz Deutschland und in den angrenzenden Beneluxstaaten gehört die Art zu den am weitesten verbreiteten Großlibellen und ist auch regelmäßig bis in die höheren Lagen der Mittelgebirge anzutreffen.
A. cyanea gehört in Nordrhein-Westfalen zu den sehr häufigen Arten und ist weit verbreitet. Lücken in der Verbreitungskarte stellen vermutlich Erfassungsdefizite dar. Auch historisch gesehen war die Art in Nordrhein-Westfalen schon immer weit verbreitet und häufig anzutreffen (Dobbrick 1934, Becker 1961, Gries & Oonk 1975, Kikillus & Weitzel 1981). Der höchste festgestellte Bodenständigkeitsnachweis erfolgte in einer Höhe von 760 m ü.NN an einem Löschteich am Urkopf bei Wunderthausen im Wittgensteiner Land am 02.08. (1986) (Belz & Fuhrmann 2000).
Lebensräume in Nordrhein-Westfalen
Aeshna cyanea besiedelt in Nordrhein-Westfalen ein breites Spektrum von Gewässern, wobei eine Vorliebe für kleinere Stillgewässer (< 1.000 m2) beobachtet werden kann. Fast allen Gewässern ist gemein, dass sie zumindest teilweise von Gehölzen beschattet sind. An größeren Gewässern wie Baggerseen oder Talsperren fliegt die Art zumeist in kleineren, durch Großröhricht optisch abgetrennten Seitenbuchten, die vom Eindruck einem Kleingewässer entsprechen. A. cyanea meidet schnell fließende Gewässer und ist oft die einzig vorkommende Libellenart in Fahrspurgewässern und beschatteten Waldgewässern. Die Art profitierte in den letzten Jahrzehnten von der Anlage von Gartenteichen und Artenschutzgewässern. Schlüpmann (2000a: 29) stuft sie als „erfolgreichste Gartenteichlibelle“ ein. So sind beispielsweise Fortpflanzungsnachweise der Art auch aus Betonbecken bekannt. Eine Besonderheit stellt die Beobachtung eines Weibchens im Aachener Raum dar, das nach einem Regenereignis Eier in moosige Bordsteinritzen einer nassen Straße legt (U. Haese schriftl. Mitt.). Bei Untersuchungen von 23 Feuchtwiesenblänken im westlichen Münsterland hingegen konnte A. cyanea nicht bodenständig nachgewiesen werden, was vermutlich durch das Fehlen von Ufergehölzen bedingt ist (Olthoff & Ikemeyer 2002).
An beschatteten Waldgewässern ist A. cyanea meist die einzige Libellenart, wobei Larven mitunter in Massen anzutreffen sind. Die Larven sind laut Schlüpmann (2000a) sehr tolerant gegenüber Wasserverschmutzungen aller Art und können beispielsweise extremen Sauerstoffmangel, überhöhte Ammonium- und Nitritkonzentrationen (durch Falllaubbelastung) oder auch ein zwischenzeitliches Austrocknen des Gewässers meist schadlos überstehen.
Adulte Tiere treten meist vereinzelt auf. Oftmals sieht man Imagines fernab von Gewässern fliegen, wobei diese sich auch bis in die Innenstädte wagen. Auf der Suche nach Weibchen sind die Männchen wenig scheu und fliegen oft im Schatten liegende Strukturen ab. Ein Anfliegen von Menschen ist dabei keineswegs als Angriff zu sehen. Die Art konnte mehrfach nachts im Lichtkegel von Straßenlaternen bei der Jagd angetroffen werden (J. Rodenkirchen mündl. Mitt.).
Die Primärhabitate von A. cyanea dürften in den Auenwäldern größerer Flüsse beziehungsweise in den eingestreuten auentypischen Stillgewässern liegen. Außerhalb der Aue dürften Waldtümpel und in direkter Waldnähe liegende Moorgewässer ursprüngliche Habitate der Art darstellen. Hierzu sind auch Gewässer zu zählen, die durch das Wühlen oder Suhlen größerer Tiere entstehen.
Phänologie in Nordrhein-Westfalen
Die Flugperiode von Aeshna cyanea beginnt in Nordrhein-Westfalen Mitte Mai und kann sich bis in den November hinein erstrecken. Als Hauptflugzeit ist der Zeitraum von Ende Juni bis Anfang Oktober anzusehen, wobei Einzeltiere gelegentlich noch nach den ersten Nachtfrösten im Dezember angetroffen werden können. Die früheste Beobachtung stammt vom 11.05.(2003) und die späteste vom 16.11.(2006).
Gefährdung und Schutz
Aeshna cyanea gilt in Deutschland und in Nordrhein-Westfalen als „ungefährdet“ (Ott et al. 2015; Conze & Grönhagen 2011).
Da die Art in allen Naturräumen von Nordrhein-Westfalen häufig ist und ein breites Spektrum an stehenden Gewässern nutzt, sind spezielle Artenschutzmaßnahmen nicht erforderlich.